Das Reizdarmsyndrom

 

Funktionelle Gastrointestinale Störungen wie das Reizdarmsyndrom kommen weltweit in ca. 10-15% der Bevölkerung vor, wobei ca. 20-50% der Betroffenen deswegen ärztliche Hilfe suchen.

Die funktionellen Gastrointestinalen Störungenwerden je nach dem betroffenen Abschnitt des Verdauungstraktes eingeteilt. Um die Diagnose FGIS stellen zu können, sollten die Beschwerden in den letzten 6 Monaten zumindest über 12 Wochen (nicht unbedingt durchgehend) vorhanden und eine organische Erkrankung ausgeschlossen sein.

 

Zum Beispiel besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Reizdarmsyndrom, wenn:

  • chronischer Bauchschmerz (zumindest an einem Tag/Woche) besteht,
  • der oft nach Nahrungsaufnahme auftritt oder sich verstärkt und
  • sich oft mit Stuhlentleerung vermindert oder löst.
  • und mit Durchfällen, Verstopfung, oder beides abwechselnd assoziiert ist.

 

Die Betroffenen leiden meistens auch unter Blähungen, Völlegefühl und haben nicht selten auch Schleimabgänge, mit dem Gefühl der unvollständigen Entleerung.

 

Wodurch entstehen diese funktionellen gastrointestinalen Störungen (z.B.Reizdarmbeschwerden)?

 

Für die Entstehung der funktionellen Gastrointestinalen Störungen wurde in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen wissenschaftlichen Studien ein Erklärungsmodell entwickelt. Auslösend können unter anderem mehrfache Antibiotikaeinnahmen, Gastrointestinale Infektionen oder massive länger andauernde psychische Stresssituationen sein.

 

In den 90er Jahren konnte gezeigt werden, dass der Hauptgrund für die Beschwerden in einer Störung der Kommunikation zwischen dem zentralen Nervensystem (Gehirn) und dem enteralen Nervensystem ("Bauchhirn") vorliegt und daher eine Fehlfunktion der Empfindung von (manchmal gesteigerten) Darmvorgängen liegt.

 

Patienten mit funktionellen Gastrointestinalen Störungen haben eine Überreaktion der Verdauungsorgane auf normale Reize wie Nahrung oder Stress und langsam entwickelt sich eine Überempfindlichkeit der Verdauungsorgane (viszerale Hypersensitivität) mit Schmerzen, gesteigerter Darmtätigkeit, Krämpfen und Durchfall. Psychosoziale Faktoren beeinflussen ebenso wie physiologische Fehlregulationen den Beschwerdeverlauf und die Krankheitserfahrung der Betroffenen.

Die Lebensqualität ist meist in hohem Maße eingeschränkt.

 

Viele Betroffene haben ein gesteigertes Schmerzempfinden im Verdauungstrakt zum Beispiel auf eine normale Dehnung der Magen- oder Darmwand durch Nahrung oder Gase. Bei Reizdarm- oder Reizmagenpatienten werden bereits frühzeitig Schmerz oder Völlegefühl, Spannungen oder Krämpfe auslöst.

Die allgemeine Schmerzempfindlichkeit in anderen Körperregionen ist allerdings meist nicht gesteigert.

Diese rein auf die Verdauungsorgane beschränkte Überempfindlichkeit wird nicht selten durch einen oder mehrere Ereignisse wie enorme (lang andauernde oder immer wiederkehrende) Stresssituationen, eine infektiöse Magen-Darm-Erkrankung (z.B. durch Salmonellen), Antibiotikaeinnahmen ausgelöst oder verstärkt.

Stress kann auch bei Gesunden zur Verstärkung der Darmtätigkeit führen. So kann z. B. experimentell induzierter Ärger oder Angst die Dickdarmbewegungen steigern oder die Magenentleerung verzögern. Patienten mit Reizdarmsyndrom zeigen im Vergleich zu Beschwerdefreien eine gesteigerte Reaktion auf Stress.

 

 

(Quelle: Univ. Prof. Dr. Gabriele Moser - Information für Betroffene)